Kultursorten und Wildarten - biologische und strukturelle Unterschiede
Ein System zur Bestimmung von Kulturpflanzen-Sorten kann nicht nach den gleichen Regeln funktionieren, wie eines für Wildpflanzen-Arten.
Warum?
Bestimmen von Kultur-Sorten
- Gruppen-System: Einteilung nach auffälligen Merkmalen, künstlich geschaffene Hilfskonstruktion – keine zwangläufige Beziehung zur Verwandtschaft.
- Obstsorten sind in der Regel geklont: durch vegetative Methoden vermehrt – Veredlung, Stecklinge, Teilung u.ä. – alle Nachkommen besitzen das gleiche Erbgut.
- Unterschiedliche Ausprägungen der gleichen Sorte sind Folgen äußerer Einflüsse.
- Alle Sorten einer Obstart sind untereinander kreuzungsfähig. Folglich können Nachkommen von sehr verschiedenen Eltern abstammen – der Stammbaum verläuft kreuz und quer. Jede Apfelsorte kann theoretisch mit jeder anderen verwandt sein oder mit dieser zusammen Nachkommen haben.
- Eine Systematik aufgrund Verwandtschaftsbeziehungen ist deshalb nicht möglich.
- Zur Identifizierung einer Obstsorte müssen die für sie typischen Merkmale bzw. Merkmalskombinationen zuerst definiert werden.
Bestimmen von Wildarten
- Innerhalb der Wildart können sehr ähnliche Individuen auftreten, diese sind jedoch niemals vollständig identisch, da sie generativ vermehrt sind - folglich von 2 Elternteilen abstammen..
- Verwandschaftsbeziehungen unter Wildarten sind eindeutig. Der Stammbaum einer Wildart führt linear auf ältere Vorfahren zurück, analog zum Weg der Evolution, welchen die Art in einem fließenden Prozess zurückgelegt hat.
- Individuen verschiedener Arten sind in der Regel nicht mehr untereinander kreuzungsfähig. Aus diesem Grund gibt es keine verwandtschaftlichen Quer-Verbindungen.
- Die Individuen einer Art besitzen unterschiedliches Erbgut. Dies führt zu unterschiedlichen Ausprägungen von Merkmalen. Aber auch äußere Einflüsse sind wirksam.
- Typische gemeinsame Merkmale definieren die Art.